Einen Hund adoptieren – darauf solltest du achten

Ist die Grundsatzentscheidung für einen Hund einmal gefallen, gibt es neben dem Gang zum Züchter noch die Möglichkeit, einen Hund aus einem Tierheim oder von einer privaten Pflegestelle zu adoptieren. Kaum ein anderes Thema spaltet die Hunde-Community so sehr wie dieses.
Beharren die einen darauf, mit einem Welpen direkt vom Züchter oder einem leider immer noch gängigen „Unfall“ vom Bauernhof auf der sicheren Seite zu sein, gibt es für die anderen nur die Adoption. Die Gründe sind auf beiden Seiten vielfältig und bedürfen näherer Betrachtung.
Vorteile: lebenslange Dankbarkeit
Es liegt auf der Hand, dass die Adoption eines Tierheim-Hundes schon mal einen großen Gewinner hervorbringt, nämlich den Hund. Es ist immer noch unfassbar, wie viele Hunde ohne ersichtlichen Grund ins Tierheim abgeschoben oder noch schlimmer: einfach ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen werden. Für viele dieser Tiere ist das Tierheim dann auch der erste Ort, an dem sie Sicherheit und Zuwendung erfahren.
Die meisten erholen sich jedoch auch von schlimmen Erfahrungen recht schnell und wären bereit für neue Besitzer und ein neues Leben. Die MitarbeiterInnen im Tierheim kennen ihre Schützlinge darüber hinaus ziemlich gut und können beratend tätig sein.
Meist wird es ohnehin mehr als nur einen Besuch vor Ort brauchen, um eine Entscheidung zu treffen. Einmal unverbindlich mit dem Hund Gassi gehen, seine Reaktion auf andere Hunde und Menschen zu beobachten und insgesamt zu schauen, ob die Chemie stimmt, kann so sehr gut und in Ruhe geschehen, bevor eine Entscheidung gefällt wird. Wenn die passenden Menschen zum Hund gefunden sind, wird dieser ausschließlich kastriert bzw. sterilisiert, gechippt und geimpft an die neuen Besitzer ausgehändigt. Ein Tierarzt hat ihn bereits untersucht und kann Auskunft über allfällige Medikamente oder Besonderheiten geben, die bei Fütterung und Pflege anfallen könnten. Aber auch der Hund kann sicher sein, dass die MitarbeiterInnen im Tierheim ihn nicht leichtfertig in die falschen Hände geben.

Für künftige Hundebesitzer gilt es erstmal, einen guten Eindruck zu machen, manchmal wird auch das zukünftige Zuhause besucht, um sicherzugehen, dass der Hund einen artgerechten und sicheren Platz vorfinden kann. Die Schutzgebühr, die für einen Tierheim-Hund zu entrichten ist, beläuft sich auf ca. 200 bis 300 Euro. Sie deckt die Kosten für Kastration und den Chip und ist absolut nicht als finanzieller Gewinn für das Tierheim zu betrachten.
Kauft man einen Hund hingegen beim Züchter, sind mit mindestens 1.500 Euro zu rechnen, je nach Rasse sogar noch mehr. Apropos Rasse: Diese schützt schon lange nicht mehr vor einer Endstation im Tierheim. Wer glaubt, dort „nur“ Promenadenmischlinge anzutreffen, irrt. Auch Fans von bestimmten Hunderassen werden mit Sicherheit in irgendeinem Tierheim fündig werden.
Mit Abstand der größte Vorteil allerdings ist die Gewissheit, ein gutes Werk getan und ein Leben, wenn vielleicht nicht gerettet, aber doch zumindest verschönert zu haben. Meistens nicht nur das des Hundes, sondern auch sein eigenes.
Alle Hundebesitzer, die ihren vierbeinigen Mitbewohner adoptiert haben, betonen im Gespräch immer wieder, dass diese Hunde vom ersten Augenblick an spüren, nun den Jackpot geknackt zu haben. Sie danken es den Besitzern damit, dass sie außerordentlich pflegeleicht und unkompliziert sind. Sie wissen eben, dass ein guter Platz nicht selbstverständlich ist. Es sollte auch unbedingt darauf geachtet werden den Hund vernünftig auszulasten, eventuell sogar mittels der Hundeschule.
Nachteil: Ein Rest Skepsis bleibt bestehen
Die Kritiker bemerken immer wieder, dass man bei einem adoptierten Hund nie wirklich weiß, was man bekommt. Wenn nicht gerade Welpen zur Vergabe im Tierheim zur Verfügung stehen, ist es am Ende immer ein erwachsener Hund mit seinen Lebenserfahrungen. Manches weiß man, vieles wird man nie wirklich wissen. Einige Eigenheiten kommen mit der Zeit zutage, manche werden – wähnen die Hunde sich erst einmal in Sicherheit – auch sofort abgelegt. Trotzdem ist es gerade diese Unsicherheit, die viele, vor allem unerfahrene Hundebesitzer, von einer Adoption abhält.

Adoption mit Zwischenstopp – Pflegestelle
Für Menschen, die grundsätzlich gerne bereit wären, einem Langsitzer eine zweite Chance zu geben, empfiehlt sich, nicht direkt einen Hund aus dem Tierheim, sondern von einer Pflegestelle zu adoptieren. Oder: sich selbst vorerst als Pflegeplatz zu bewerben.
Die Hunde auf einer Pflegestelle haben den Wechsel vom Tierheim schon einmal gut überstanden. Sie konnten grundsätzliches Vertrauen in die Menschen aufbauen und mögliche schlimme Erfahrungen schon ein wenig verarbeiten. Das Leben auf einer Pflegestelle findet bereits im Rhythmus eines Haushalts statt, alleine bleiben, Gassi gehen, fremde Menschen zu Besuch haben und ganz normales Familienleben lernen die Hunde dort bereits kennen.
Die Pflegefamilie hat sich in der Zwischenzeit ein gutes Bild von dem Kandidaten im Alltag machen können und weiß, was man ihm zutrauen kann und was nicht. Nicht selten passiert es übrigens, dass Pflegestellen ihre Hunde nicht mehr hergeben möchten. Zu sehr haben beide Seiten sich aneinander gewöhnt. Diese Menschen werden unter Insidern liebevoll „Pflegestellenversager“ genannt.
Hundepatenschaft – eine Alternative
Wer einen Hund adoptieren möchte, aber aus verschiedenen Gründen keinen bei sich zu Hause haben kann: Zahlreiche Tierheime und Gnadenhöfe bieten die Möglichkeit an, eine Hundepatenschaft zu übernehmen.
Besonders alte, traumatisierte Hunde oder solche, die aufgrund von Beißvorfällen kaum mehr eine Chance auf Vermittlung haben, können so in Sicherheit und Würde altern, der Pate übernimmt die Kosten für seine Verpflegung oder spezielle medizinische Behandlungen, die anfallen können.
Meist kann man den Betrag sogar frei wählen, den man spenden will. Als Gegenleistung gibt’s auf Wunsch regelmäßig Updates in Form von Fotos und natürlich ein dickes Plus für die Karma-Bilanz.
Fazit: Die Adoption eines Hundes ist eine der besten Entscheidungen im Leben, die man treffen kann. Allerdings nur, wenn man sich seiner Sache ist. Ein Hund mit Vergangenheit kann nur Sicherheit und Ruhe finden, wenn der Besitzer ihm genau das bieten kann und die nötige Souveränität als Rudelführer ausstrahlt.
Ist der Mensch unsicher, spürt das der Hund, und das Drama ist vorprogrammiert. Die meisten Hunde sind allerdings so schlau, ihre einmalige Chance auf ein besseres Leben zu erkennen und zu nutzen. Sie belohnen unsere (mutige) Entscheidung mit vorbildlichem Verhalten und lebenslanger Dankbarkeit.